Tracheostomie
S.Löwenthal, W.Stelter
Die Tracheostomie ist einer der ältesten chirurgischen Eingriffen und wurde bereits vor über 2000 Jahren durchgeführt.
Während die Tracheotomie früher eher als Notfalleingriff bei traumatisch oder entzündlich bedingten Verlegung der oberen Luftwege als ultima ratio in Betracht kam, gilt sie seit Anfang dieses Jahrhunderts als elektiver Eingriff.
Mit der Entwicklung der modernen Intensivtherapie in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts ergab sich für die Tracheotomie ein neues Anwendungsgebiet im Rahmen der zunehmend durchgeführten Langzeitbeatmung.
Seitdem konkurieren Luftröhrenschnitt und endotracheale Intubation als Beatmungsmodalität des Intensivpatienten. Welche Methode bevorzugt wird unterliegt sehr individuelllen und ortsgebundenen Kriterien.
Die Tracheotomie in der Intensivmedizin dient der Sicherung der oberen Atemwege und der Durchführung einer differenzierten Beatmungstherapie bei gleichzeitiger Vermeidung der nasalen,oralen, laryngealen und/oder trachealen Komplikationen der Langzeitintubation.
Hierbei sind vor allem die subglottische Trachealstenose und chronische Kehlkopfläsionen gemeint. Darüber hinaus soll die Tracheotomie die Pflege, die Mobilisation und die Ernährung intensivmedizinischer Patienten vereinfachen und ein Weaning vom Respirator erleichtern.
Erkauft werden diese Vorteile allerdings von zum Teil verheerenden Komplikationen, in der Literatur werden bis zu 60% Komplikationen nach Tracheotomien berichtet. Zu nennen sind hier vor allem Blutungen aus dem truncus brachiocephalicus, versehentliche Extubationen, die via falsa und ebenfalls eine Häufung von trachealen Stenosen. So blieb die Tracheotomie auch wenn sie von einigen Intensivmedizinern bevorzugt wurde sehr umstritten.
Einen Wendepunkt in der Entwicklung der Tracheotomie am Intensivpatienten stellte die ertsmals 1985 von Ciaglia, Fiersching und Syniec beschriebene minimal-invasive Operationsmethode dar, die auf einer Seldinger Technik und der sukzessiven Dehnung eines Punktionskanals mit abgestuften Dilatatoren beruht.
Vorteil dieser Methode ist wie bei allen percutan endoskopischen Verfahren die bettseitige Durchführung direkt auf der Intensivstation, hiermit entfällt der Transport in den Operationssaal . Dieser Transport stellt eine absolute Gefährdung des schwerkranken Intensivpatienten dar, auch wenn sich das cardio-pulmonale monitoring in den letzten Jahrzehnten verbessert hat. Die Einführung der percutanen Methoden hat darüber hinaus auch dazu geführt, dass Patienten mit ganz speziellen Problemen der Gerinnung oder der Lunge in den Genuß einer Tracheotomie kommen können, da eine Unterbrechung der Respiratortherapie nicht notwendig ist, da alle Methoden der percutanen Tracheostomie unter permanenter Beatmung stattfinden können. Dieses ist im übrigen der größte Vorteil der jüngsten methode der Tracheostomie, der translaryngealen Tracheostomie nach Fantoni. Hier wird retrograd ein Tubus über einen Führungsdraht durch die Trachea gezogen, der Patient wird vor dem Durchzug aiuf einen 4 French Tubus umintubiert und kann somit kontinuierlich beatmet werden, auch mit speziellen Beatmungsmustern. Durch die Kompression bei den percutanen Methoden der Tracheostomiewunde, sind die Methoden weitesgehend blutfrei durchzuführen, da bei der translaryngealen Tracheostomie der Dilatationstubus auch gleichzeitig der endgültige Tubus ist und der Wechsel bei der Dilatation entfällt zeigt sich auch hier ein leichter Vorteil gegenüber den anderen Methoden.
Wir bevorzugen die translaryngeale Methode aus den oben genannten Gründen, seit 1994 wurde nur noch ganz vereinzelt und uín den letzten 2 Jahren keine einzige offene, konventionelle Tracheotomie durchgeführt.